Digital Factory Transparente Fertigung

03.04.2014

Produzierende Unternehmen müssen schneller fertigen, Durchlaufzeiten senken, mehr automatisieren und Partner in ihre Systeme einbinden. Ein modernes Enterprise Architecture Management (EAM) kann dabei helfen.

Fertigungsunternehmen stehen vor der Herausforderung, Prozesse zu verschlanken, die Lebenszyklen ihrer Produkte zu verkürzen und neue Produkte immer schneller zur Marktreife zu bringen. Vor allem die asiatischen Märkte erhöhen den Wettbewerbsdruck. Hersteller mit geringer Wertschöpfungstiefe bewältigen dies, indem sie sich mit Partnern und Zuliefern vernetzen und beginnen, parallel zu entwickeln und zu fertigen. Eine Voraussetzung dafür ist, dass sie Produkt- und Produktionsdaten für verschiedene Unternehmensbereiche, Standorte und externe Partner verfügbar machen.

Aktuell sind nur wenige Fertigungsunternehmen und deren IT-Organisation den neuen Anforderungen gewachsen. Ob bei PDM/PLM, CAD oder im Stücklisten-Management: Monolithische Einzelsysteme mit uneinheitlichen Datenformaten bestimmen das Bild. Die Systeme, teils Eigenentwicklungen, teils stark angepasste Standardlösungen, sind historisch gewachsen und lassen sich nicht vollständig integrieren. Das schränkt den Handlungsspielraum ein und mitunter verhindert es sogar neue Märkte, da sich die IT nicht hinreichend skalieren oder an lokale Bedürfnisse anpassen lässt.

Systeme modularisieren

Die Lösung für das Problem liegt in der Modularisierung und – zumindest partiellen – Standardisierung der Systeme. Um eine IT-Landschaft zu entwickeln, die schnellere Produktions- und Entwicklungsprozesse sowie die Integration von Partnern ermöglicht, empfiehlt sich ein EAM-Projekt in Verbindung mit dem Ansatz der Fähigkeiten-basierten Planung. Dabei modellieren Unternehmen zunächst ihre Unternehmensarchitektur, also die Business- und IT-Strukturen. Ziel ist es, eine Plattform aus Prozessen und IT zu erreichen, die die Anforderungen des Geschäftsmodells bestmöglich unterstützt. Die Geschäftsplattform umfasst die Aufbau- und Ablauforganisation sowie die Architektur der Informationssysteme und der technischen Infrastruktur.

Als Mittel zur Modellierung setzen Unternehmen Capability-basierte Planung ein. Capabilities sind dauerhafte Geschäftsfunktionen. Sie beschreiben, was ein Unternehmen tut, um seine Geschäftsziele zu erreichen, während die Geschäftsprozesse beschreiben, wie das geschieht. Das Geschäftsmodell und die Strategie eines Unternehmens bestimmen, wie notwendig und wichtig die jeweiligen Capabilities sind. Jede Capability umfasst verschiedene Dimensionen: Menschen, Material und Prozesse. Eine typische Capability in produzierenden Unternehmen ist die Konstruktion eines Bauteils. Die Capability dient in diesem Fall der Entwicklung eines Bauplans, einer Stückliste für den Einkauf, der Planung der Arbeitsvorbereitung und der Bereitstellung technischer Daten für die Qualitätssicherung.

Bei der Modellierung zeigt sich, dass viele Capabilities gleichartige Tätigkeiten beinhalten, gleichartige Funktionen besitzen oder auf den gleichen Datenbestand zugreifen. Dennoch dienen unterschiedliche IT-Systeme dazu, diese fachlich gleichen Prozesse zu unterstützen. Dadurch entstehen redundante Kosten für Entwicklung, Pflege und Support. Und auch der Personalaufwand erhöht sich, denn die IT-Servicekräfte sind stets nur im Umgang mit einem Teil der Inselsysteme geschult. Zudem hindert die Heterogenität Unternehmen daran, alte Anwendungen rasch zu ersetzen. Viele Großprojekte stehen dann vor der Herausforderung, Teile der Systemlandschaft zu entkernen und die Systeme zu entflechten. Die Herausforderung ist besonders groß, wenn die Integration nicht fachlich vollzogen ist, sondern nur einzelne Datenbankfelder verknüpft werden. Viele der Schnittstellen und Abhängigkeiten sind in der Regel nicht oder nur ungenügend dokumentiert. Nur wenige Fach- und IT-Mitarbeiter wissen, welche Systeme welche Prozesse unterstützen.

Im nächsten Schritt stellt die EAM-Projektgruppe fest, welche Prozesse das Unternehmen mit standardisierten und integrierbaren Fach- und IT-Modulen abbilden kann. Auch künftige Capabilities, etwa frühe Qualitätstests während der initialen Designphase, sollten dabei berücksichtigt werden. Im gleichen Schritt definiert die Projektgruppe, welche Prozesse nicht durch Standardsoftware abgebildet werden sollten und eines besonderen Kopierschutzes bedürfen. Das betrifft vor allem Prozesse, die spezielles Know-how beinhalten und auf denen häufig Wettbewerbsvorteile oder Alleinstellungsmerkmale eines Unternehmens basieren.

Kollaboration ermöglichen

Ein wichtiger Bestandteil des EAM-Projekts liegt in der Standardisierung der Produkt- und Produktionsdaten. Um Partner in die Produktion einbinden zu können, muss ein Hersteller in der Lage sein, alle erforderlichen Daten möglichst automatisiert und zentral zur Verfügung zu stellen. Das erlaubt ihm in Zukunft auch, die Fertigung von Teilen je nach Markterfordernis kurzfristig umzuorganisieren, wenn etwa ein Lieferant Ressourcenengpässe vermeldet.

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