Digital Factory „Technik wird Politik ablösen“

16.07.2012

Den ungetrübten Blick in die Zukunft fordert Prof. Volker Banholzer im Studiengang Technikjournalismus an der Georg-Simon-Ohm-Hochschule in Nürnberg. Was dahinter steckt und wie sich das Studium im bundesweiten Vergleich abhebt erklärt er in A&D.

A&D: Herr Prof. Banholzer, vor drei Jahren haben Sie den Studiengang Technikjournalismus an der Georg-Simon-Ohm-Hochschule in Nürnberg ins Leben gerufen. Welche Fokus setzen Sie dabei?

Volker Banholzer: Der USP, den wir für unseren Studiengang ausgebildet haben, liegt in einem dedizierten Fokus auf Fachmedien für die Investitionsgüterindustrie: Automatisierungstechnik, Elektrotechnik, Maschinenbau. Gleichnamige Studiengänge beschäftigen sich sonst mehr mit der Technik im Konsumgüterbereich, zum Beispiel PCs oder Smartphones. Einen weiteren Schwerpunkt legen wir auf Technikfolgenabschätzung und Technologieprognose. Junge Journalisten und Redakteure müssen dahin gehend befähigt werden, in die technische Zukunft zu schauen und Auswirkungen einer Innovation für den Industriestandort richtig zu erfassen. Das spielt meines Erachtens eine zentrale Rolle für eine erfolgreiche Innovationskommunikation.

Innovationskommunikation - was steckt hinter diesem Begriff?

Hierbei geht es um geeignete Ansätze - durch Beispiele und Vergleiche - den wirklichen Wert und Nutzen einer technischen Errungenschaft verständlich aufzubereiten. Platt formuliert: Was hat denn die Welt davon? In der Fachmedienwelt ist die Industrie mit dem Innovationsjournalismus schon gut unterwegs. Aber sie tut sich unglaublich schwer, die Themen für die Massenmedien, also für den Laien passend, aufzubereiten. Dieser Aspekt wird jedoch an Gewicht zunehmen. Manche Prognosen gehen soweit, dass der Politikjournalismus in der öffentlichen Wahrnehmung vom Innovationsjournalismus abgelöst werden wird.

Sehen Sie das auch so?

Nun ja, es ist unbestritten, dass wir in einer hochtechnisierten Welt leben und der Wirtschaftsstandort Deutschland maßgeblich durch Technik vorangetrieben wird. Und eine demokratisch orientierte Technologiepolitik braucht Bürger, die verstehen was die eine oder andere Technik bedeutet: für die Gesellschaft, für die Wirtschaft, für die Natur. Insofern beeinflusst die Technik alle anderen Bereiche und Technikjournalisten müssen diesen Aspekt abdecken.

Das heißt, es bedarf in der Berichterstattung eines richtigen Mittelwegs zwischen Risiko und Nutzen?

Natürlich kommt es auf die richtige Mischung an. Man darf nicht nur über Technik berichten, wenn es geknallt hat - sondern muss es auch tun, wenn es gut läuft. Wie es in den Fachmedien schon passiert. Doch hier ist der Innovationsjournalismus für den Laien nicht greifbar. Die Brücke von der Industrie zum Normalbürger ist also noch nicht komplett geschlagen.

Was gilt es konkret zu tun?

Es bedarf einer gezielten Sinnvermittlung: Nur wenn Technik mit konkreten und positiven Bildern verbunden ist - persönlicher Nutzen, Ressourcen- oder Umweltschutz, Risikoabsicherung - wird sie vom Normalbürger angenommen. Fehlt diese Verknüpfung - zum Beispiel bei der Automatisierungstechnik, weil sie in der Wertschöpfungskette zu weit weg ist vom Endprodukt - kommt es für den Laien nicht zu einer Sinnvermittlung. Ein Bereich wo dieser Transfer gut funktioniert ist die Automobilindustrie. Andere Bereiche, wie die Automatisierung, müssen stärker imagebildende Maßnahmen einleiten.

Es sind also auch die Kommunikationsstellen in den Unternehmen gefragt?

Sicherlich - und deshalb gibt es einen weiteren wichtigen Anspruch innerhalb unseres Studiengangs: Wir beleuchten auch die Seite der Unternehmenskommunikation wollen übergreifend die enstprechenden Inhalte auf beiden Seiten abdecken. Damit wollen wir die Studierenden für beide Berufsfelder qualifizieren.

Bald ist Ihr erster Jahrgang fertig. Wie geht es weiter?

Wir wollen in Zukunft auch Masterstudiengänge aufsetzen - einen davon speziell für elektronische Medien. Denn hier handelt es sich um Elemente der modernen Crossmedialität, die sowohl für die PR-Stellen als auch für Redaktionen bald nicht mehr wegzudenken sein werden. Die junge Generation ist damit aufgewachsen und wird dort automatisch eine Akzentuierung ausbilden.

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