Risiken für die Wirtschaft Vom weichen Euro und fehlenden Investitionen

„Wir lehnen uns alle zurück, weil Deutschland vordergründig gut dasteht“, so Andreas Lapp, Vorstandsvorsitzender der Stuttgarter Lapp Gruppe, über die Risiken der Wirtschaft.

Bild: Lapp
17.03.2015

Die Bundesregierung geht für 2015 von einem Wirtschaftswachstum von 1,3 Prozent aus und Finanzminister Wolfgang Schäuble plant für 2015 erstmals seit 1969 mit der schwarzen Null. Für Andreas Lapp, Vorstandsvorsitzender des gleichnamigen Kabelherstellers, sind diese Zahlen nur schöner Schein: „Diese positiven Zahlen kommen vor allem durch den gestiegenen Konsum und die niedrigen Zinsen zustande. Der Konsum wird jedoch vor allem dadurch befeuert, dass die Menschen durch die niedrige Teuerungsrate mehr Geld in der Tasche haben, und dass sich Sparen wegen der niedrigen Zinsen nicht lohnt! Das heißt, wir verheizen die Altersvorsorge jüngerer Generationen für kurzfristiges Wachstum. Das sind die Ergebnisse der verfehlten Politik der EZB. Die EZB hat sich in eine Sackgasse manövriert, Initiativen für nachhaltiges Wachstum hat es nicht gegeben.“

Vor allem durch den weichen Euro und fehlende Investitionen in den Standort Deutschland würde die Wirtschafts- und Innovationskraft des Landes langfristig immer mehr geschwächt und die Risiken für den Wirtschaftsstandort würden wachsen.

Der Euro hat im vergangenen Jahr gegenüber dem Dollar über 10 Prozent verloren. Da international meist mit Dollar bezahlt wird, werden europäische Waren billiger. Das stärkt den Export. „Das sind nur kurzfristige Effekte. Darauf darf sich Deutschland nicht ausruhen. Unsere Konkurrenzfähigkeit ist in Gefahr, denn viele Unternehmen jubeln über ihre guten Exportzahlen und verspüren nicht mehr den Druck mit mehr Innovationen und Effizienz ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Hier lauert die Gefahr, dass wir faul werden“, warnt Andreas Lapp. Auch würden Erfahrungen aus der Geschichte zeigen, dass solche Abwertungswettläufe der Weltwirtschaft noch nie gut getan hätten.

Durch die sozialen Wohltaten wie Rente mit 63 und dem Mindestlohn würde das Wachstum der Wirtschaft gebremst. Auf Grund des demographischen Wandels und unzureichender Zuwanderungspolitik würden immer mehr Fachkräfte fehlen. Insbesondere der Nachwuchsmangel im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) wirke sich schon heute als Wachstumsbremse aus. Denn es fehlten in diesem Bereich bereits 120 000 Fachkräfte.

Um Deutschland langfristig wettbewerbsfähig zu erhalten, müsse jetzt gezielt in Infrastruktur, Forschung und Bildung investiert werden. Andreas Lapp: „Tatsächlich vergammeln unsere Schulen und die Hörsäle der Universitäten sind überfüllt. Schienen, Brücken und Straßen sind so marode, dass an manchen Strecken der Verkehr eingeschränkt werden muss.“ Auch der fehlende Ausbau der Energienetze und die halbherzige Umsetzung der Energiewende sowie mangelhafte Breitbandverkabelung seien weitere Faktoren, die den Wirtschaftsstandort Deutschland schwächen. „Wir lehnen uns alle zurück, weil Deutschland vordergründig gut dasteht und die Leute durch den gesunkenen Ölpreis und niedrige Inflation mehr Geld in den Taschen haben. Aber das ist falsch. Wir müssen uns jetzt krisenfest machen und in die Zukunft investieren, sonst droht der Kollaps“, appelliert Andreas Lapp.

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